MATHEMATISCHE BILDUNG

Im Kindergarten sprechen wir weniger von Mathematik, wie im Schulunterricht, sondern von mathematischer Bildung im Sinne von Entwicklung der Basiskompetenzen, Raum – Zeit – Wahrnehmung, von Pränumerik (mathematische Vorkenntnisse).

Bevor schulisches, abstraktes Lernen stattfinden kann, muss das Kind vielfälige und unzählige Erfahrungen der körperlichen und sinnlichen Wahrnehmung und deren Verarbeitung und Verknüpfung, vollzogen haben. Zu diesen Basiskompetenzen im mathematischen Bereich gehören z.B. die vestibuläre Wahrnehmung (Gleichgewichtssinn), die taktil-kinästhetische/propriozeptive Wahrnehmung (das Gefühl für Muskeln, Sehnen, Gelenke, Kraftdosierung, Stellung im Raum= Körpereigenwahrnehmung), Entwicklung von Körperschema, visuelle und auditive Wahrnehmung. Gefördert werden diese Basiskompetenzen durch Bewegung -  grobmotorische Bewegung (laufen, hüpfen, stoppen, klettern, usw.), feinmotorische Bewegung (Perlen auffädeln, weben, malen, schneiden, usw.) und diese im Wechselbezug mit z.B. visueller Wahrnehmung (ich sehe etwas und laufe dorthin) oder auditiver Wahrnehmung (ich höre etwas und laufe dorthin) und taktil-kinästhetischer/propriozeptiver Wahrnehmung.

Durch Fingerspiele, Umgang mit Zeichenmaterial oder Gegenstände ertasten, Massagen, auf den Rücken „schreiben“, wird das taktil-kinästhetische/propriozeptive System noch feiner, gezielter geübt. Gezielte Übung für die visuelle Wahrnehmung sind z.B. Spiele wie Memory, Schau genau, Muster legen, Bilderbücher. Gezielte Übung für die auditive Wahrnehmung sind z.B. Spiele zum Richtungshören, Klatschspiele, Rhythmikspiele. Auf diesen Basiskompetenzen baut sich die weitere Entwicklung von mathematischen Vorkenntnissen auf.

Sortieren und Klassifizieren z.B. nach Farben (alle roten, alle grünen Perlen), Formen (alle runden, alle eckigen Steine), bestimmten Merkmalen (schwimmt oben, geht unter), Größen (wer ist der Größte, der Erste, der Älteste) oder Paare finden. 

Mengen voneinander unterscheiden, z.B. von roten Legosteinen gibt es mehr als von gelben.

Logische Reihen erkennen oder herstellen, z.B. Bildergeschichten in die richtige Reihenfolge bringen, Musterschemata erkennen und fortführen.

Räumliche Begriffe (oben, unten, vor, hinter, vorwärts, rückwärts), zeitliche Begriffe (heute, morgen, langsam, schnell, Tag, Nacht) und mathematische Begriffe (mehr, weniger, die Hälfte, gleichviel) kennenlernen und richtig anwenden.

Im Kindergartenalltag unterstützen und gestalten wir den mathematischen Lernprozeß durch eine vorbereitete Umgebung zum selbständigen Entdecken, durch gezielte Aufgabenstellungen und durch eine aufmerksame Begleitung.